Feuerwehr drängt: Digitalfunk einführen
Dewezet (03.12.2010) - „Man stelle sich vor, es brennt, und keine Funkfrequenz ist für das Einsatzkommando frei!“ Da sei auch eine mit wenigen Ausnahmen personell und materiell gut aufgestellte Gemeindefeuerwehr wie die von Coppenbrügge machtlos.
Noch wird aus dem Einsatzleitwagen der Gemeindefeuerwehr analog gefunkt.
Es ist kein irreales Horrorszenario, das Gemeindebrandmeister Walter Schnüll vor den Mitgliedern des Feuerausschusses entwickelt. „Bis zum Jahr 2015 werden die analogen Funkfrequenzen, die heute bei Einsätzen genutzt werden, weitgehend nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Mit dieser Prognose bekräftigt Schnüll die zuvor vom zuständigen Sachbearbeiter der Kommune, Jens-Uwe Schaper, erläuterte Notwendigkeit für die Gemeindefeuerwehr, vom analogen auf digitalen Funkbetrieb umzurüsten.
Dass digitale Übertragungstechnik – die bei Handys, Fotografie und Fernsehen längst Hightech-Standard ist – europaweit den Behörden-, Feuerwehr- und Rettungsdienstfunk vereinheitlichen und grenzübergreifend erleichtern soll, darauf einigten sich die EU-Staaten im Rahmen des Schengener Abkommens zum Wegfall der Grenzkontrollen schon vor 20 Jahren. Jetzt kommt die Nachricht in Coppenbrügge an. 16 Staaten, darunter Großbritannien, Frankreich und Spanien, haben bis heute Polizei- und Rettungsdienstfunk landesweit flächendeckend umgestellt. Andere, so auch Deutschland, sind auf dem Weg zur digitalen Technik . „Daher werden die analogen Funkfrequenzen sukzessive verkauft. Ersatzteile für analoges Gerät sind kaum noch zu bekommen“, sagt Schnüll. Nachdem in Deutschland die digitale Komplettvernetzung der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 geplant, aber gescheitert war, wird jetzt 2014 anvisiert.
Grund für die Verspätung: Allein die Einrichtung eines bundesweiten Digitalnetzes mit den Vorteilen von höherer Sprachqualität, Abhörsicherheit, besserer Kommunikation zwischen Sicherheitsbehörden und Rettungskräften oder der Möglichkeit von Bildübertragung kostet Bund und Länder Milliarden. Die Umstellung von analogem auf digitalen Funk schlage für die Kommune Coppenbrügge mit einem auf die Jahre 2012 bis 2014 verteilten Investitionsbedarf von insgesamt 52 000 Euro zur Anschaffung von 22 Fahrzeug- und 17 Handfunkgeräten zu Buche.
Für diese Investition gelte es sowohl haushaltsrechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen als auch die mittelfristige Finanzplanung anzupassen, erläutert Schaper. „Keine kleine Hausnummer“, so das Fazit des Ausschussvorsitzenden Georg Bormann (SPD). „Aber aus Gründen der Sicherheit und Verantwortung gibt es keine Alternative“, ist auch einhellige Meinung aller Ausschussmitglieder. Der Einführung des digitalen Sprech- und Datenfunks für die Gemeindefeuerwehr Coppenbrügge könne man sich nicht verweigern, auch wenn die Frage nach Kostenübernahme der Netznutzung unbeantwortet bleibt. Diese Tatsache stimme bedenklich, so Schnüll. Bei einem privaten Handy sei ja bekanntlich auch nicht der Kauf die größte Investition. Teuer werde es erst mit der Nutzung der Dienste.