Neue Leitstelle
Dewezet (02.04.2008) - Landesweit einmalig – die neue „Leitstelle Ith“
Die erste Kooperative Regionalleitstelle in Niedersachsen hat gestern um 8.40 Uhr ihren Betrieb aufgenommen – zu diesem Zeitpunkt waren alle 112-Notrufnummern und die Brandmeldeanlagen aus den Städten und Gemeinden des Landkreises Hameln-Pyrmont aufgeschaltet worden. Fortan meldeten sich die Disponenten mit den neuen Funkrufnamen: „Leitstelle Ith“ für den Rettungsdienst und „Florian Ith“ für die Feuerwehr. Am alten Standort an der Invalidenstraße liefen bis zum Mittag nur noch die Krankentransporte unter der Rufnummer 19222 auf. „Wir haben vorübergehend beide Leitstellen in Betrieb gehabt“, sagt der Leiter der KRL Weserbergland, Jürgen Bitterling – und fügt hinzu: „Alles hat reibungslos geklappt.“ Deshalb habe der Bürger von dem Umzug nichts mitbekommen.
Moderne Super-Leitstelle auf 1000 Quadratmetern
In dem modernen Funkraum der 1000 Quadratmeter großen Super-Leitstelle, die sich auf dem Flachdach der Hamelner Feuerwache befindet, zogen gestern Techniker von Siemens und Bosch noch jede Menge Strippen – die Disponenten arbeiteten quasi auf einer Baustelle. Gestört hat sie das nicht. Routiniert und konzentriert machten sie ihren Job an den Funkgeräten und Flachbildschirmen. Es sind halt Männer ohne Nerven.
Der erste Einsatz wurde um 12.12 Uhr von der Ruthenstraße aus geleitet: Die Brandmeldeanlage der Schule am Kanstein in Salzhemmendorf hatte Alarm ausgelöst. Über eine Telefonleitung hatte die Anlage in Sekundenschnelle sechs Zahlen nach Hameln gesendet. Dieser Code führte dazu, dass das Einsatzprotokoll am Bildschirm von Carsten Otto wie von Geisterhand ausgefüllt war. Disponent Otto musste nur noch zwei Mausklicks machen – und schon piepten in Salzhemmendorf die Funkmeldeempfänger der Feuerwehrleute. Bereits acht Minuten später hatten die Einsatzkräfte die Lage in der Schule erkundet und teilten „Florian Ith“ mit: „Fehlalarm!“ Technik macht schnelle Hilfe möglich.
Feuerwehr, Rettung und Polizei unter einem Dach
Heute werden die Notrufnummern aus dem Landkreis Holzminden nach Hameln „umgeroutet“, wie es auf Neudeutsch heißt. Ist auch das erledigt worden, kann die Rettungs- und Feuerwehr-Leitstelle in Holzminden abgeschlossen werden – für immer. Vier der sechs Disponenten aus Holzminden werden künftig von Hameln aus arbeiten. So bleibt Ortskenntnis erhalten.
Bereits am 3. Dezember 2007 hatte die Nachrichtenzentrale der Feuerwehr Hameln am Ostertorwall ihren Betrieb eingestellt. Soll heißen: An der Ruthenstraße wurden zwei Feuerwehrleitstellen und drei Rettungsleitstellen zusammengelegt. Am 1. August wird auch die zweite Leitstelle der Polizeidirektion Göttingen in den Funkraum einziehen. Dann ist die Kooperative Regionalleitstelle, die auch als „bunte Leitstelle“ bezeichnet wird, komplett. Zunächst leitet die Direktion von Hameln aus alle polizeilichen Einsätze in den Kreisen Hameln-Pyrmont und Holzminden. Mit Einführung des Digitalfunks im Weserbergland – voraussichtlich Ende 2009/Anfang 2010 – wird die Polizeidirektion von Hameln aus auch sämtliche Einsätze in den Landkreisen Schaumburg und Nienburg steuern.
Der Bau der neuen Leitstelle schlägt mit 4,9 Millionen Euro zu Buche. Die Kosten teilen sich Polizei und Kommune. „Am kommunalen Anteil von etwa 2,4 Millionen Euro beteiligen sich die Krankenkassen mit 60 Prozent“, rechnet der Dezernent für Ordnung und Sicherheit beim Landkreis Hameln-Pyrmont, Gerhard von Zobeltitz vor. Die Restkosten würden auf die Träger verteilt.
Einsparung durch Synergieeffekte
Bunte Leitstellen – das bedeutet immer auch: Einsparung durch Synergie. Sowohl finanziell als auch personell. Allein bei den Personalkosten könnten bei der Polizei schon bald jährlich 295000 Euro und bei den Kommunen zirka 250000 Euro eingespart werden, heißt es.
Landrat Rüdiger Butte hat denn auch Grund zur Freude: „Für mich geht ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Hier findet kommunale Zusammenarbeit in der Praxis statt“, sagt Rüdiger Butte und führt weiter aus: „Wir sind termingerecht fertig geworden, auch wenn die Verhandlungen mit unseren Partnern erst im Januar dieses Jahres endgültig abgeschlossen werden konnten. Zwar stehen noch Restarbeiten aus. Diese betreffen aber nicht das Kerngeschäft der kommunalen Leitstelle.“