Super-Leitstelle geht am 1. April auf Sendung
Dewezet (19.01.2008) - Super-Leitstelle geht am 1. April auf Sendung
Landesweit einmaliges „Erfolgsmodell“ startet in Hameln / Polizei und Kommunen kooperieren
Mit ihren Unterschriften besiegelten Landrat Rüdiger Butte und Polizeipräsident Hans Wargel gestern nicht nur einen Kooperationsvertrag, sie schrieben auch Landesgeschichte, denn: In Hameln wird am 1. April die erste niedersächsische „Kooperative Regionalleitstelle“ ihren Betrieb aufnehmen.
Im ersten Schritt wurden vier Leitstellen zu einer großen Einheit zusammengefasst – mit dabei: die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden, die Stadt Hameln und die für die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden zuständige Polizeiinspektion. Soll heißen: In der 1000 Quadratmeter großen Super-Leitstelle, die sich auf dem Flachdach der Hamelner Feuerwache an der Ruthenstraße befindet, laufen schon bald alle Notrufe aus zwei Landkreisen ein. Ob nun über 110 die Polizei oder über 112 die Feuerwehr oder der Rettungsdienst erreicht werden soll – alle Fäden laufen in Hameln zusammen. „Ich bin grundsätzlich ein großer Verfechter der interkommunalen Zusammenarbeit“, sagte Landrat Butte – und ergänzte: „Ich halte sie für einen wichtigen Schlüssel, um auch bei enger werdenden Budgets Qualität und Leistung dauerhaft zu sichern.“
Mit Einführung des modernen Digitalfunks im Weserbergland – voraussichtlich Ende 2009/Anfang 2010 – wird die Polizei von Hameln aus auch sämtliche Einsätze in den Landkreisen Schaumburg und Nienburg leiten. „Das ist beschlossene Sache“, so der Polizeipräsident. Auf kommunaler Ebene ist man da noch längst nicht soweit. Butte sagte, er habe das Angebot an die Landkreise Schaumburg und Nienburg erneuert. Von dort sei zurzeit allerdings keine Neigung zu erkennen, in die hiesige Leitstelle einzutreten. „Der Zug fährt, die Türen sind weiterhin offen“, sagte Butte. Auf Seiten der Kreise Schaumburg und Nienburg werde sicher schon bald eine neue Lagebewertung stattfinden.
Der kommunale Bereich der Einsatzleitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst der Kreise Hameln-Pyrmont, Holzminden und der Stadt Hameln werde unter Leitung des Landkreises Hameln-Pyrmont gemeinsam betrieben, stellte der Dezernent für Ordnung und Sicherheit, Gerhard von Zobeltitz fest – und fügte hinzu: „Holzminden und Hameln haben dem Landkreis diese Aufgaben vertraglich übertragen.“ Die Feuerwehr- und Rettungsdienst-Einsätze werden bereits am 1. April von Hameln aus gesteuert. Am 1. August geht die Polizeiinspektion auf Sendung. Die neuartige Kooperation, sagte Butte, bedeute: „Sicherheit für die Bürger aus einer Hand und unter einem Dach.“
Bunte Leitstellen – das bedeutet immer auch: Einsparung durch Synergie. Sowohl finanziell als auch personell. Auf kommunaler Seite waren bislang 22 Personen beschäftigt, später werden es nur 15,5 Stellen sein. Die Polizei kann ab 2009/2010 auf zwei bis vier Vollzugsbeamte und viereinhalb Angestellten-Stellen verzichten. Anders ausgedrückt: Bei der Polizei könnten jährlich 295000 Euro, bei den Kommunen zirka 250000 Euro eingespart werden. Der Bau der neuen Leitstelle schlägt mit 4,9 Millionen Euro zu Buche. Die Kosten teilen sich Polizei und Kommune. „Am kommunalen Anteil von etwa 2,4 Millionen Euro beteiligen sich die Krankenkassen mit 60 Prozent“, rechnete von Zobeltitz vor. Die Restkosten würden auf die Träger verteilt.
Weniger Leitstellen, weniger Personal
Auch die Anschaffung eines gemeinsamen Einsatzleitrechners mit modernster Computertechnik spart Geld. Und schließlich soll die Zahl der teils kleinen Leitstellen in Niedersachsen von 28 auf zehn bis zwölf verringert werden – sehr zur Freude der Krankenkassen, die den Rettungsdienst bezahlen. Das Ziel hatte Innenminister Uwe Schünemann bereits vor zwei Jahren vorgegeben. Das Argument der Kritiker, Notrufe könnten in großen Leitstellen wegen fehlender Ortskenntnis der Disponenten zeitverzögert oder vielleicht sogar falsch bearbeitet werden, mochte gestern niemand gelten lassen. Das Leitstellen-Personal sei erfahren und arbeite professionell, hieß es. Mit der neuen Digitaltechnik sei es sogar möglich, schneller lokale Einsatzkräfte zu mobilisieren und erheblich besser zu recherchieren. „Mit dem im Rechner gespeicherten Bild- und Kartenmaterial kann jedes Haus und jede Straße im Zuständigkeitsbereich dargestellt werden“, so Polizeidirektor Bernd Wiesendorf, Leiter der Inspektion Hameln/Holzminden.
2010 werden alle Polizeieinsätze in Hameln-Pyrmont, Holzminden, Schaumburg und Nienburg von Hameln aus gesteuert