Notruf in eigener Sache
Friedrich-Wilhelm Thies (Dewezet 13.03.15) - Notruf in eigener Sache
Feuerwehr wirbt um Nachwuchskräfte – mit ungewöhnlichen Methoden
Die rund 3300 freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen suchen dringend neue Mitglieder, um sinkenden Aktivenzahlen entgegenzuwirken und auch in Zukunft den Brandschutz mit einer starken Mannschaft sicherstellen zu können. Dabei geht sie neue Wege. Jüngste Idee: ein Video-Voting.
Retter gesucht – Erzähl uns deine Geschichte“ forderte eine Kampagne zur Mitglieder- und Nachwuchsgewinnung des niedersächsischen Innenministeriums und des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen die Feuerwehren im Lande auf. Die Ortswehren Börry und Coppenbrügge fanden in Tanja Schultz und Stefan Leineweber Mitbürger, die so eine spannende Geschichte zum Thema Feuerwehr zu erzählen hatten. Offensichtlich unter rund 500 Einsendungen so interessant, dass sie damit unter den 15 Ortswehren landeten, die sich jetzt unter dem oben genanten Motto einem Video-Voting stellen, bei dem es bis zu 2500 Euro zu gewinnen gibt.
Rettung der Retterin – eine „verkehrte Welt“ für die Feuerwehrfrau
Ende 2012 wurde vom niedersächsischen Innenministerium und dem Landesfeuerwehrverband eine Kampagne ins Leben gerufen. „Keine Ausreden! Mitmachen!“ heißt es da, gab es Kinospots, Plakate und Banner sowie eine Werbung an Bussen, wie sie auch im Landkreis Hameln-Pyrmont zu sehen ist, sowie im Internet unter www.ja-zur-feuerwehr.de jede Menge Informationen zu dem Thema. Neuestes Projekt: Ein Video-Voting, in denen 15 Ortswehren in ihren Beiträgen unter dem Motto „Retter gesucht. Erzähl uns deine Geschichte!“ vorstellen und berichten, wieso die freiwilligen Feuerwehren so wichtig sind und was es ausmacht, bei ihnen mitzuwirken. Mit dabei die Ortswehren Börry und Coppenbrügge mit zwei ganz unterschiedlichen Geschichten. Zudem von Leuten erzählt, die gar nicht zu den aktiven Brandschützern in den Ortswehren zählen.
Da ist zum einen Tanja Schultz aus Börry, die nach einem schweren Verkehrsunfall im Rollstuhl sitzt. Sie war nämlich selbst mal Feuerwehrfrau: „Das war damals in den 80er Jahren in Dörpe, als Frauen in der Feuerwehr noch etwas Exotisches waren und Feuerwehr-Assistentinnen hießen. Wir hatten dort eine der ersten reinen Frauengruppen, waren durchaus erfolgreich.“ Doch dann kam das Jahr 1988 und ein dramatischer Unfall bei Eldagsen, bei dem sie auf dem Weg zur Arbeit auf einer überfluteten Straße mit ihrem Pkw gegen einen Baum prallte. Schwer verletzt war sie im Wagen eingeklemmt und erlebte nun als ausgebildete Feuerwehrfrau ihre eigene Rettung mit. „Es war eine verkehrte Welt, eigentlich sollte ich ja draußen stehen und helfen. Jetzt wusste ich genau, was auf mich zu kam“, schildert Tanja Schultz das Geschehen von damals in dem Videobeitrag. Sie wurde gerettet, war allerdings forthin auf den Rollstuhl angewiesen. Aufgegeben hat sich die gerade frisch gekürte Deutsche Meisterin im Bogenschießen aber nie: „Und auch der Bezug zur Feuerwehr ging nie verloren, auch nicht nach dem Umzug nach Börry.“
Als sie dann durch einen Facebook-Eintrag von Thorsten Böllert von der Feuerwehr Börry auf die Aktion, bei der spannende und bewegende Geschichten zum Thema Feuerwehr gesucht wurden, aufmerksam wurde, dachte sie: „Wenn ich der Feuerwehr Börry damit helfen kann, warum nicht? Ich habe die Geschichte aufgeschrieben und eingeschickt.“ Etwas erstaunt war sie schon, als sie hörte, dass ihre Geschichte es unter die letzten 15 geschafft hatte und professionell unter dem Titel „Eine Retterin braucht Hilfe“ verfilmt werden sollte. „Wir waren überrascht, als wir von der Sache hörten. Aber es ist toll, wenn wir auf diese Art und Weise Unterstützung für unsere Arbeit erhalten“, so Börrys Ortsbrandmeister Frank Steinbrück.
Ganz anders wurde Stefan Leineweber aus Coppenbrügge auf die Aktion aufmerksam. Er besuchte 2014 am Tag der Deutschen Einheit das Maschseefest in Hannover. Am Stand des Landesfeuerwehrverbandes wollte sich der Coppenbrügger, seit vielen Jahren als Förderer in der Ortswehr Mitglied, eigentlich nur über Rauchmelder informieren. Prompt wurde der Coppenbrügger gefragt, ob er nicht eine Geschichte zum Thema Feuerwehr hätte. Und die hatte Stefan Leineweber.
Vor Jahren war er nämlich auf ein Feuer im Stallgebäude seines Nachbarn aufmerksam geworden, hatte den Notruf gewählt und zusammen mit dem Vater die Feuerwehr eingewiesen. „Damals hat mich beeindruckt, wie schnell die Feuerwehr vor Ort war. Schließlich sind das ja alles Freiwillige, die auch noch ihren Arbeitsplatz verlassen müssen und von den Firmen das Okay dafür bekommen“, schilderte Stefan Leineweber „seinen Fall“ in einem Interview.
Auch dieser Beitrag wurde aus über 500 weiteren Geschichten rund um die Feuerwehr ausgewählt und als Videobeitrag „Feuer im Kuhstall“ verfilmt. Mit dabei Thomas Küllig, Thomas Kurbgeweit und Mirco Limburg als Brandschützer, die Einsatzszenen nachstellten. Thomas Küllig als stellvertretender Brandabschnittsleiter erläutert in dem Video noch, wie wichtig es ist, wenn ein Feuer früh erkannt und die Feuerwehr, wie hier geschehen, richtig eingewiesen wird. „Diese Kampagne ist eine tolle Sache und wir haben gerne mitgemacht. Schließlich suchen wir immer nach neuen Mitgliedern, und das zwischen sechs und 40 Jahren“, betont Andreas Korth, Ortsbrandmeister in Coppenbrügge.
Die 15 Videos, in denen Retter, Gerettete, Betroffene, Kinder und viele mehr zu Wort kommen, sind im Internet unter www.ja-zur-feuerwehr.de unter dem Button „Retter gesucht“ abrufbar. Dort kann bis zum 16. März ein Votum abgegeben werden. Auf die fünf Geschichten mit den meisten Stimmen warten Preise zwischen 2500 Euro und 500 Euro. „Aber für uns ist nicht das Geld so wichtig, sondern viel mehr die Werbung die Feuerwehr und für neue Mitglieder“, so der stellvertretende Ortsbrandmeister in Coppenbrügge, Marc-Oliver Tesch.
Direkt zum Voting: [url=gewinnspiel.ja-zur-feuerwehr.de/vote] Hier die 15 Videos zur Auswahl - das aus Coppenbrügge heißt "Feuer im Kuhstall"[/url]