Retten, löschen, Oldtimer fahren
Dewezet (28.02.2013) - [B]Retten, löschen, Oldtimer fahren
„Neubeschaffung dringend nötig“: Gemeindefeuerwehr Coppenbrügge arbeitet mit 30 Jahre alten Fahrzeugen
Bis zu 34 Jahre haben die Fahrzeuge der Gemeindefeuerwehr Coppenbrügge auf dem Buckel.
Coppenbrügge. Sie sind alt, klapprig – und gerade deshalb besonders begehrt: Oldtimer sind ein Hobby für sich. Mit viel Liebe und Sachverstand widmen sich Liebhaber historischer Fahrzeuge der Aufwertung und Pflege oftmals völlig heruntergekommener Raritäten vergangener Auto-Generationen. Oft dauert es Jahre, Jahrzehnte, bis die Schmuckstücke von Rost und Dellen befreit sind, der Lack wieder glänzt und auch das technische Innenleben so weit restauriert ist, dass der Wagen für den Straßenverkehr zugelassen wird. Praktisch sind die meisten Oldtimer – deren erste Inbetriebnahme mindestens 30 Jahre zurückliegen muss, damit sie das begehrte „H“ im Kennzeichen tragen dürfen – nicht. Vielmehr werden sie als „Sonntagswagen“ ausgefahren, wenn es mal etwas auffälliger sein darf und der sperrige Kinderwagen nicht unbedingt im Kofferraum mit muss.
Bei der Gemeindefeuerwehr Coppenbrügge gehört die Fahrt im Oldtimer zum Alltag: Die zwölf Ortswehren verfügen über insgesamt 19 Fahrzeuge unterschiedlicher Typen (Mannschaftstransportwagen sowie verschiedene Einsatz- und Löschfahrzeuge), von denen neun „das Alter, in dem man an eine Neubeschaffung denken sollte“, das Gemeindebrandmeister Walter Schnüll bei 20 Jahren ansetzt, bereits erreicht oder überschritten haben. Fünf Fahrzeuge haben sogar 25 Jahre und mehr auf dem Buckel, und zwei Löschfahrzeuge in Bisperode und Harderode stammen gar aus einer Zeit, in der in Deutschland noch keine Gurtpflicht im Straßenverkehr herrschte: 34 und 33 Jahre sind die Gefährte bereits im Dienst.
„Sie fahren auch keine Autos, die 30 Jahre alt oder älter sind“, versuchte Schnüll die Mitglieder des Feuerschutzausschusses zu überzeugen, der passenderweise im Feuerwehrraum der Alten Schule in Bisperode abgehalten wurde. „Sie fahren ihre Autos so lange sie es verantworten können – und ich kann das bei einigen unserer Fahrzeuge nicht mehr verantworten.“ Zumal es sich bei den Wagen um unerlässliche Arbeitsmittel handele, mit denen das Leben von Menschen gerettet werde.
Das Problem, erklärte Anja Hölscher von der Gemeindeverwaltung Coppenbrügge, sei – wie so häufig – die Finanzierung: Auch im Haushaltsjahr 2013 müsse laut Bürgermeister Hans-Ulrich Peschka mit einem Minus kalkuliert werden. Dieses falle zwar wesentlich niedriger aus als in den Vorjahren (die „doch sehr gut gelaufen sind“, so Peschka), zum Sparen hat sich Coppenbrügge im Zuge des Schuldenabbaus dennoch verpflichtet, pro Haushaltsjahr dürfen nicht mehr als 500 000 Euro an Darlehen aufgenommen werden. Und Feuerwehrfahrzeuge sind sehr teuer, wie das Beispiel eines Löschgruppenfahrzeugs der Ortswehr Bisperode zeigt, das in diesem Jahr ersetzt wird: Zweimal 105 000 Euro mussten hierfür in den Haushalt eingestellt werden. Hinzu kommen Aufwendungen für Funkgeräte (17 000 Euro) und übriges Inventar (1200 Euro). Kurzfristigere Investitionen seien daher, teilte Hölscher mit Bedauern mit, einfach nicht drin.
Neuanschaffungen sind indes durchaus geplant: Zwischen 2013 und 2025 sollen 11 der 19 Fahrzeuge ersetzt werden, die zum Zeitpunkt des Ausrangierens dann zwischen 28 und 34 Jahre Dienstzeit aufweisen. „Es sollte allerdings bedacht werden, dass die Fahrzeuge von heute nicht mehr die Lebensdauer der alten Fahrzeuge haben“, warf der stellvertretende Gemeindebrandmeister Cord Pieper ein. Bei einigen der „neueren“ Fahrzeuge, die rund 15 Jahre alt sind, zeigten sich bereits jetzt erste Mängel. „Dasselbe gilt für neue Funkgeräte“, so Pieper weiter, „die sind wie moderne Handys: Nach zwei Jahren sind sie überholt, man braucht ein neues.“
Obwohl Gemeindebrandmeister Schnüll, wie er sagte, jede Ratsentscheidung diesbezüglich mittragen werde, unabhängig von deren Ausgang, wird die Verwaltung in Sachen Feuerwehr-Ausstattung in Zukunft wohl umdenken müssen.